Dienstag, 28. Oktober 2008
Kleine Berufskunde
In der Schule spielt man mit Wörtern. Nicht nur die Lehrer, auch die Kinder. Was ein Bäckermeister macht, war uns allen klar. Er bäckt das Brot. Semmerl, Kipferl, Kornspitz und dergleichen fehlte damals nach der Befreiung noch im Körberl.
Dass der Tischlermeister nicht nur Tische, sondern auch Sessel und Kästen macht, war weiter nicht schlimm.
Dass der Zimmermeister nicht das Zimmer, sondern auch den Dachstuhl macht, fiel weder den Lehrern noch uns Kindern auf.
Ein Malermeister kann Häuser anmalen oder Zimmer und Stiegenhäuser ausmalen, wenn jemand das notwendige Geld dazu hat, was die wenigsten unserer Vorkriegseltern auch nach dem Krieg noch nicht hatten. Malermeister war daher für uns kein Traumberuf.
„Allen Meistern gemeinsam ist, dass sie etwas machen und was sie machen, geht aus der Beifügung hervor, wobei die Beifügung schon im Hauptwort drinnen steckt“, so die Deutschlehrerin.
„Was aber macht der Bürgermeister? Macht der die Bürger? Wenn JA, wie macht er das?“
Jetzt bin ich schon so alt und die Frage ist noch immer offen.
Deutschlehrer haben es ziemlich schwer. Sie haben die Sprache nicht erfunden, dürfen sie nicht ändern und sollen alle Dummheiten erklären.
Noch schwerer haben es Biologielehrer. Wie soll er einem Kind erklären, dass ein Tintenfisch kein Fisch ist und auch keine Tinte hat, seine Füße aus dem Kopf eigentlich Fangarme sind, wobei einer davon die Funktion eines Penis hat?
Oder dass der Samen bei den Tieren, im Übrigen auch bei den Menschen, obwohl immer bestritten wird, dass Menschen Tiere sind, männliche Geschlechtszellen und die Samen bei den Pflanzen fixfertige Embryonen mit einem Rucksack voll Reiseproviant sind?
Noch perverser geht es nur mehr in der Politik zu: Da gibt es Hofräte, obwohl es keinen Hof mehr gibt. Der Bezirkshauptmann kann auch eine Frau sein und der Nationalrat berät nicht die Nation, sondern beschließt, was die Nation zu tun hat.

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